ICT im Kindergarten

Braucht es das?

Die Volksschule bereitet Schülerinnen und Schüler so vor, dass sie mit der Welt, in welcher sie leben, möglichst gut klarkommen. Unter dieser Voraussetzung versteht es sich von selbst, dass wir Kinder medienkompetent machen müssen, damit sie bereit sind für eine Welt, die immer stärker medialisiert wird.

Leider wird bei dieser Betrachtung der Kindergarten immer wieder ausgenommen. Es wird der Eindruck erweckt, dass Kinder von vier oder fünf Jahren in einem Biotop aufwachsen, in dem die Medienwelt nicht stattfindet.
Keine Frage; Kinder sollen Realerfahrungen machen, sollen ihre Sinne entwickeln, die Welt um sich herum konkret er-leben, be-greifen, er-fahren und er-fassen. Diese Bereiche sind existenziell, ihre Bedeutung eher wichtiger als Erfahrungen mit digitalen Medien. Aber genauso, wie wir unsere Kinder von klein auf mit dem Strassenverkehr vertraut machen, damit ihnen Nichts geschieht, müssen wir sie mit der Welt der Medien vertraut machen. Nur so können aus ihnen Menschen werden, die sich kompetent und kritikfähig durch unsere Medienwelt bewegen.

Die Diskussion, ab welchem Alter Kinder sich mit digitalen/neuen Medien beschäftigen sollen, wird seit Jahren geführt. Häufig ist sie fruchtlos, weil von verschiedenen Standpunkten ausgegangen wird. Es gibt einen „medizinischen“ und einen „pädagogischen“ Ansatz.

Gefahr für Kinder

Dass übermässiger Medienkonsum für Kinder und Jugendliche schädlich ist, ist unbestritten. Verschiedene Neurologen und Neuropsychiater führen Belege und Untersuchungen an. Ob diese so stimmen, können wir als Laien selten beurteilen. Aufgrund von Praxiserfahrungen können wir aber mit grosser Sicherheit sagen, dass das stimmt.
Dabei geht die Palette der möglichen Gefährdungen von Vereinsamung bis hin zu Hirnschädigungen – theoretisch. Wichtig ist nämlich der Kontext – Wie lange werden Medien konsumiert? In welchem sozialen Setting findet die Nutzung statt? Von welche Medien und Medieninhalten sprechen wir?
Die medizinischen Ergebnisse zeigen immerhin deutlich auf, dass die Beurteilung komplex und schwer zu verallgemeinern ist.
Einer der bekanntesten Exponenten ist der deutsche Psychiater Manfred Spitzer. Seine Schlussfolgerung; Fernsehen (und Computer) macht Kinder dick, dumm und gewalttätig. Spitzer fordert deshalb auch, dass Computer in der Schule erst in der Oberstufe eingesetzt werden und dass man kleinen Kindern jegliche Art von Bildschirmen vorenthält.

Kinder befähigen

Der (medien-) pädagogische Ansatz stellt die Ergebnisse der Neurologie nicht grundsätzlich in Frage, auch wenn sich in der Beurteilung der Ergebnisse andere Schwerpunkte und Betrachtungswinkel zeigen.
Die Haltung kann eher so formuliert werden; Kinder konsumieren heute sehr früh Medien. Sie werden dabei nur teilweise unterstützt oder überwacht und erhalten nicht genügend attraktive Alternativen. Das macht es zu einer wichtigen Aufgabe gerade auch im Kindergarten, mit Kindern einen sinnvollen Umgang mit Bildschirmmedien zu üben und die Eltern dabei zu unterstützen. Das Problem besteht also durchaus, es ist nicht wegzuzaubern. Aber wir sollten das Beste daraus machen und damit umzugehen lernen.
In den Medien wird hier Stefan Aufenanger häufig als Konterpart Spitzers angeführt.

Und wie soll das gehen?

Medienbildung im Kindergarten soll Kinder befähigen, Medien möglichst bewusst wahrzunehmen, zu verstehen und ihrem Alter entsprechend kritisch zu hinterfragen. Das soll spielerisch geschehen.
Medien verteufeln oder den moralischen Zeigefinger hochhalten – das führt einzig zu Widerstand und Rückzug.

Auf unserer Website stellen wir in lockerer Folge Unterrichtsbeispiele und Praxiserfahrungen vor, welche Möglichkeiten für eine lustvolle und spielerische Medienerziehung aufzeigen. Wir versuchen, konkrete, einfache Ideen aufzuzeigen, wie diese Medienkompetenz erreicht werden kann.
Und wir wollen anregen zu einer Diskussion darüber, wie wir Kinder an die Medien heranführen und sie gleichzeitig vor den negativen Auswirkungen derselben schützen können.